Ach du Strick!

Mein erster RVO-Pullover

2019 war es soweit! Der Tahiti-KAL (Blogbeitrag hier), gestrickt aus handgefärbten Garn und der wundervollen Ecopuno (Werbung), hatte mein Handarbeitsselbstbewusstsein schon während des Strickens deutlich gestärkt und mich einen großen Schritt weiter gebracht. Ich musste einige Techniken verwenden, die ich vorher nicht kannte, ein paar Mal herausfordernd ribbeln und bekam den Motivationsschub, den ich für mein nächstes Ziel brauchte: Ich wollte meinen ersten Pullover stricken!

Noch bevor ich das gute Stück fertig hatte, stand das Düsseldorfer Wollfestival vor der Tür und dieses Mal hatte ich einen Plan. Ich schnappte mir meine (mittlerweile vollinfizierte) Freundin und steuerte eine der Handfärberinnen an. Tatsächlich fand ich direkt am ersten Stand schon alles, was ich für mein „Großprojekt brauchte“. Es war ein wundervoll weiches Garn, in meiner absoluten Lieblingsfarbe. In Windeseile kauften wir beide Garn für unseren ersten Pullover und konnten im Anschluss das Wollfestival genießen, ohne weiter auf der Jagd zu sein. Es war grandios!

Zuhause angekommen, musste ich mich zügeln, beflauschte und knuddelte das Garn eine Weile, bis ich das Maeva-Tuch fertiggestrickt hatte. So gut ich das Tuch auch bewältigen konnte, so ungern wollte ich zwei potenzielle Problemfälle gleichzeitig auf den Nadeln haben.

Ich habe relativ lange nach einer Anleitung gesucht, die ich gut nutzen konnte. Entweder passte die Garnstärke nicht, ich verstand kein Wort oder das Stück wurde mittels Rundpasse gestrickt. Als blutiger Anfänger ist es gar nicht mal so leicht, den Unterschied zwischen einer Rundpasse und einem RVO zu erkennen, wenn man scheinbar so verwirrt ist, dass man nicht mal die richtige Frage stellen kann. Die Anleitungen, die ich im Netz fand, konnten leider nicht alle Lücken schließen und irgendwie fand ich nahezu alles zu kompliziert. Irgendwann entschied ich mich, ausschließlich nach RVO-Anleitungen (Raglan von oben) zu suchen, da mir die gleichmäßig zugenommenen Maschen einfacher erschienen und man eine größere Auswahl an kostenlosen Anleitungen zur Verfügung hat. Zwar darf eine Anleitung bei mir gerne etwas kosten, aber gerade am Anfang wollte ich sicher gehen, dass ich alles verstehen kann. Nach einigen WOCHEN stieß ich auf eine sehr sympathisch klingende Dame, die ihr Wissen via Youtube an andere weitergibt und konnte mich Schritt für Schritt an ihren Videos entlang wurschteln.

Natürlich passte die Maschenprobe nicht und der erste Strickversuch endete in einem Sack, in dem man locker Kürbisse transportieren konnte. Da ich auch bei erneutem rechnen immer wieder auf das gleiche Ergebnis kam, strickte ich einfach Zunahme um Zunahme, zog Sicherheitsleinen und probierte das gute Stück immer wieder an. Das wunderschöne Garn und meine bunten „Gute-Laune KnitPro-Stricknadeln“ (Werbung) motivierten mich, nicht aufzugeben und nach einiger Zeit hatte ich die passende Größe gefunden und den Körper fertig gestrickt. Der Trick war dabei, dass ich Sockengarn verwendet habe und nichts ausleiert, wenn der Pullover getragen wird (wie z.B. bei Baumwolle), sonst wäre mein Vorgehen sicher in die Hose gegangen. Durch den Tahiti-KAL konnte ich mein neu erlangtes Fachwissen in Sachen Zunahmen gleich umsetzen und nachdem ich die lästigen Arme fertiggestrickt hatte, durfte ich mein Werk glücklich das erste Mal ausführen. Natürlich wählte ich ein dafür einen Besuch in meinem Lieblingsrestaurant und meine Freundinnen bestaunten mein neustes Lieblingsstück – ich war so unglaublich stolz auf mich! Was die staunenden Blicke der Nicht-Handarbeiter bewirken können, ist auch 2 Jahre später immer wieder ein wahrer Schmeichler für die Seele 🙂

Leider kannte ich zu diesem Zeitpunkt noch nicht das „elastische Abketten“ und habe so nun eine relativ starre Kante, die aber nicht groß auffällt. Es ist eher mein furchtbar gnadenloser Perfektionismus, der sich darüber ärgert. Allerdings habe ich dadurch eine wertvolle Erfahrung sammeln können und kette seitdem Bündchen aller Art nur noch elastisch ab.

Zu guter Letzt bleibt mir nur noch zu sagen, dass ich meinen Pullover liebe! Ich traue mich kaum, ihn anzuziehen und ich hoffe, dass ich irgendwann einfach „vollkommen selbstverständlich“ meine gestrickten Stücke trage und keine Angst habe, sie zu zerstören. Aktuell dient mir dieser Pullover als Richtlinie für die zwei Pullover, die darauffolgten. Da ich grandios mit der Maschenprobe gescheitert bin, habe ich einfach 1:1 das gleiche Garn, nur in einer anderen Farbe gekauft und kopiere einfach den ersten Erfolg. Allerding habe ich mir ganz fest vorgenommen, dass ich die kommenden Oberteile aus anderen Garn zaubern werde. Man wächst ja bekanntlich mit seinen Aufgaben.


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