Ach du Strick!

Die Schattenseiten der Handarbeit

Es gibt Beiträge, die geistern schon lange durch meinen Kopf. Sie wurden begonnen, aber nie beendet. In Gedanken geschrieben, aber nie zu Papier gebracht. Es gibt Beiträge, die mir unfassbar wichtig sind, die ich aber nie verfasse. Sie setzen mich unter Druck, da die meisten Leserinnen und Leser ihn sehen, öffnen und schließen werden. Meine größte Bloggerangst ist, dass ich nur diesen EINEN Versuch habe, dich für das Thema zu interessieren, zu sensibilisieren und dich bis zum Ende lesen zu lassen. Wenn ICH diesen EINEN Versuch versaue, habe ich DICH verloren und damit auch mein Ziel. Dies ist einer dieser Beiträge und glaub mir, der Druck zu versagen ist groß, der Herzschlag ist hoch und die Luft kommt mir gerade zum zerschneiden dick vor. Aber das Thema ist mir zu wichtig, wird zu selten thematisiert und wir alle sind Teil davon, als das ich es nicht zumindest versuchen möchte. Geblendet vom Flauscheffekt, den bunten Farben und der tollen Strickprojekte verlieren wir aus den Augen, was wirklich wichtig ist: Die Qualen der Seidenraupen, Kaschmir- und Mohairziegen bzw. der Angora-Kaninchen.

Disclaimer

Keine Sorge! Ich werde in diesem Beitrag über das grundsätzliche Thema schreiben. Ich habe mir (2 Jahre lang) sehr viele Gedanken dazu gemacht und es bringt mir nichts, wenn du dich zu unwohl fühlst oder nachts nicht mehr schlafen kannst. An manchen Stellen werde ich bestimmte Textpassagen anbieten, die du bewusst aufklappen musst. Dadurch kannst du den Text lesen, wirst aber nicht gezwungen es zu müssen. Wenn dich einzelne Themen/Schlagworte näher interessieren, musst du selber im Internet suchen. Ich möchte weiterhin dein WollFühl-Ort sein, der aber eben auch diskussionswürdige Dinge unseres Hobbies anspricht. Keines Falls möchte ich dich triggern, sondern nur zum sachlichen und grundsätzlichen Diskurs einladen. Übrigens: Das Beitragsbild wurde mit „Copilot-Designer“ von Microsoft kostenlos erstellt. Legen wir los!

Mohair, Kaschmir, Angora – was ist das?

Mohair kommt von der Angoraziege, ist ein überaus leichtes, strapazierfähiges Material und hat eine ziemlich lange Lauflänge. Durch seinen flauschigen Effekt, werden Strickstücke optisch kuscheliger, flauschiger und besonders „hyggelig“. Handfärber färben Mohair gerne in den passenden Farben zu ihren Merino-Garnen, um das Mohair als Beilauffaden anbieten zu können. Aber auch alleine verstrickt ergibt es einen luftigen Look, den sehr viele lieben.

Kaschmir haben wir der Kaschmirziege zu verdanken, die größtenteils in China heimisch ist. Kaschmirgarne sind meist sehr teuer und auf Grund der hohen Preise oft nur als Materialmix im Handel. Kaschmir ist sehr weich, elastisch und für viele ein Statussymbol.

Angora kommt von speziell gezüchteten Kaninchen. Das Garn ist für viele ein flauschiger Traum, der besonders weich ist, aber auch zum verfilzen und reißen neigt. Neben der „Weichheit“ ist s dafür bekannt luftig, aber dennoch warm zu sein.

Seide kommt von der Seidenraupe. Wahrscheinlich ist Seide das Produkt, was den meisten bekannt ist. Die besonders weiche, glänzende Oberfläche gibt den Produkten einen „seidigen Glanz“ und ihr edles Erscheinungsbild.

Das Problem

Ich habe dir versprochen, dass ich nichts lesbar schreiben werde, was dich den Beitrag schließen lassen würde und daran möchte ich mich halten. Wenn du etwas über die jeweilige Problematik lesen möchtest, kannst du die einzelnen Texte aufklappen. Ich habe die Texte bewusst kurz und ohne emotionale Verstärker geschrieben. Wenn du „tiefer“ einsteigen möchtest, kannst du im Internet natürlich deutlich mehr zu diesen Themen finden.

Kaschmir

Auf den Farmen in der Mongolei und China kommen i.d.R. Eisenkämme zum Einsatz, die nicht mit einer Schur in Deutschland zu vergleichen sind. Hierbei werden die Wolle und zumeist auch die Haut über einen langen Zeitraum hinweg vom Körper gerissen. Die Tiere werden im Anschluss oft einfach sterben gelassen oder direkt zum Schlachter gebracht.

Mohair

Da die Scherer pro Tier und nicht pro Stunde bezahlt werden, haben sie – im Gegensatz zur Kaschmirernte – eine Schermaschine. Frei nach dem Motto „wo gehobelt wird, fallen Späne“ wird in den meisten Fällen nicht sorgfältig genug gearbeitet. Die am Boden gepressten Tiere werden nicht selten so schwer verletzt, dass sie daran sterben. Denn auch hier werden oft große Hautflächen während des Scherens weggeschnitten. Allzu oft erfrieren sie jedoch nach der Schur, da ihnen die wärmende Wolle in den kalten Nächten fehlt. Das Problem beginnt jedoch schon vor der Schur. Um die Wolle von Kot und Schmutz zu reinigen, werden die lebenden Tiere in giftigen Chemikalien gebadet.

Angora

Angorakaninchen werden von vielen als Qualzuchten angesehen, deren Produkte nicht gekauft werden sollen. Ohne menschliche Hilfe schaffen es die Tiere nicht sich selbst zu pflegen, da das unnatürliche Haarwachstum dies verhindert. Die dadurch entstehenden Infektionen werden nicht behandelt und enden oft im Tod. Im Gegensatz zur „Mohair- und Kaschmirernte“ erfolgt keine Schur. Die Tiere werden lebendig gerupft.

Seide/Maulbeerseide

Seidenraupen entwickeln sich innerhalb ihres Kokons zum Schmetterling. Da beim Schlupf der Kokon aufreißen und das wertvolle Material beeinträchtigt werden würde, muss die Ernte vorher passieren. Die Kokons, samt lebender Tiere werden in kochendes Wasser geworfen um im Anschluss weiter verarbeitet werden zu können.

Der schmale Grad der tierischen Garne

Wie in vielen Bereichen unseres Lebens gibt es auch hier Graustufen. Sicherlich wird es die ein oder andere Stimme geben, die mir Doppelmoral vorwirft. Ich verstricke regelmäßig tierische Produkte (hauptsächlich Merino-Gemische) und erlaube mir dennoch diesen Beitrag zu schreiben. Das ist ok, damit muss ich leben. Ich mache mir nichts vor und ich gehe nicht davon aus, dass Schafe es ausnahmslos schön finden, in den ruppigen Scherprozess zu geraten und sich danach erst einmal auf das ungewohnte Klima einstellen müssen. Allerdings rechtfertigt das meiner Meinung nicht die Vorgehensweisen, die ich oben beschrieben habe. Solange man auf tierische Produkte nicht verzichtet, wird es immer Ausbeutung geben und Zustände, die es mindestens zu verbessern gilt. Vielleicht erklärt es der Unterschied zwischen „Eiern aus Käfighaltung“ und „Eiern aus dem Freiland“ am Besten, auch wenn der Vergleich hinkt und kein Tierleid mit einem anderen verglichen werden sollte.

Ein anderes Beispiel für den schmalen Grad habe ich vor ca. 3,5 Jahren erlebt und regelrecht zerdacht. Es gab ein Crowdfunding für eine deutsche Angora-Kaninchen-Halterin, die aus ihren Angoras Garne spinnt. Sie brauchte eine Finanzspritze um mit den günstigen Garnen aus dem Ausland mithalten zu können. Ich überlegte sehr sehr lange, ob ich dieses Projekt unterstützen sollte oder eben nicht. Ich entschied mich dazu, obwohl ich Angora-Kaninchen generell als Qualzuchten anerkenne. Mein Gedanke war, dass sie ihre wenigen Tiere mit bei weitem mehr mit Respekt behandelt, als anonyme Hersteller, die nur auf Masse gehen. Die „Ernte“ ist ruhiger, ohne Verletzung und wird von einer Person durchgeführt, die den Tieren bekannt ist. Ich dachte, wenn SIE vom Markt verschwindet – und sie hat einen Markt – wird die Welt der Handarbeit auf Angora verzichten oder doch nur auf die herkömmlichen Lösungen wechseln? Nach langem Abwägen entschied ich mich, das Projekt zu unterstützen.

Sichtbarkeit und Umgang in der Community

Für mich ist das wirklich Erschreckende weder die eine noch die andere Form der Tierquälerei. Das gab es immer, wird es immer geben, der Mensch ist eben was er ist. Leider. Was mich persönlich am meisten schockiert ist, wie egal uns das ist. Bereits vor vielen Jahren haben Tierschutzorgansitationen diese Themen der Handarbeit ins Visier genommen und Aufklärungsarbeit betrieben. Dennoch kaufen wir munter unser Kit-Mohair (Baby Ziege) und verspinnen unsere Angorawolle. Ich habe durch die Handarbeit unfassbar nette, freundliche und hilfsbereite Menschen kennengelernt und doch sind die Wenigsten bereit – trotz der bekannten Gründe – auf diese Produkte zu verzichten. Im Gegenteil, viele stricken ausschließlich mit Mohair als Beilaufgarn. Auch die Designer haben (neben den unzähligen Färbern) den Trend des Flauschigen-Effekts aufgegriffen und entwerfen seit Jahren – gefühlt – nur noch Strickanleitungen mit Mohair als Beilaufgarn und es ist kein Ende in Sicht.

Das Problem liegt für mich am fehlendem offenen Diskurs. Weder auf Instagram noch in allen Facebook-Gruppen, in denen ich unterwegs bin, wird dieses Thema auch nur geduldet. Diese Erfahrung habe ich erst vor Kurzem wieder machen müssen, was mir letztendlich den nötigen Ruck für diesen Beitrag gegeben hat. Versteh mich nicht falsch: Keiner sollte auf Instagram oder auf Facebook Beiträge kritisieren oder negativ kommentieren. D.h. wenn jemand ein Projekt zeigt, sollst du nicht sagen: „Na, das hätte ich länger gestrickt. Bist ja schon was mopsig“ oder auch „Die Farbe frisst das Muster. Schade um die Arbeit„. Diese Art von Kommentaren lese ich täglich und täglich lese ich, dass „MAN JAWOHL NOCH SEINE MEINUNG SAGEN DARF„. Ja, darfst du, aber ertrag eben das Echo. Wenn dich niemand fragt, ob das dir Stück gefällt, kritisiere es nicht „wohlmeinend“.

Anders sehe ich es bei diesem Thema. Hierbei geht es weder um eine Meinung, noch um Geschmack, sondern um blanke, millionenfache Tierquälerei. Der nötige Anstoß für dieses Thema war ein Post in einer FB-Gruppe von knapp 115.000 Fricklern, in dem ein Kaschmirgarn von Temu gefeiert wurde. Weder wurde ein Projekt gezeigt, noch eine Strickanleitung, es ging nur um den reinen Kauf des Garns. Es unterhielten sich viele Menschen darunter, wie unfassbar toll und günstig das Garn sei. Kurze Zeit später entbrannte eine Diskussion darüber, ob man generell bei Temu kaufen sollte oder es lieber bleiben lässt. An dieser Stelle entglitt meiner Meinung nach die Diskussion in eine Richtung, die gar nicht unbedingt relevant für Handarbeit ist. Temu und Co. sind gesellschaftliche Themen, die sich über alle Bereiche unseres Lebens erstrecken und wahrscheinlich nicht aufzuhalten sind. Was in einer speziellen Handarbeitsgruppe eher zu diskutieren ist: Muss es wirklich Kaschmir sein? Ich schrieb einen Kommentar und machte vorsorglich einen Screenshot, da ich wusste, was folgen würde.

Alle Kommentare, die unter meinem Kommentar kamen, wurden nacheinander gelöscht, die meisten konnte ich nicht mal sehen. Ich bekam lediglich die Nachricht, dass ein neuer Kommentar verfasst wurde. Die Kommentare, die ich am Anfang noch lesen konnte, waren ausnahmslos freundlich, erleichtert und teilweise aufrichtig entsetzt. Es gab User, die sich dafür bedankt haben, dass man das endlich Thema anspricht. Andere haben sich dafür bedankt, dass man sie darauf aufmerksam gemacht hat, da sie noch nie etwas davon gehört hatten. Weder von der Ernte des Mohair-Garns, noch von Mulseing. Alles in allem hatte ich einen kurzen Moment Hoffnung, dass man vielleicht doch darüber sprechen könne. Der Umgang war nett, von keiner Seite aus verurteilend und höfflich. Nur eine Userin schrieb, ich hätte eine Diskussion losgetreten, die hier nicht hingehöre. Aber … Wohin sonst sollte eine Diskussion gehören? Ich schrieb:

Kurze Zeit später war der komplette Beitrag verschwunden.

Vor einigen Monaten hatte ich es mit einem eigenen Beitrag zu diesem Thema versucht und es traf mich eine Welle des Zorns, des Ignorierens und Schweigens mit solch einer Härte, dass ich es bis zum o.g. Kommentar nicht mehr versucht hatte. Versteh mich nicht falsch: Ich will niemanden das Facebook- oder Instagramerlebnis ruinieren. Ich gönne absolut jedem sein Hobbie und kann verstehen, dass es für viele eine Flucht aus dem Alltag ist. Allerdings ist man somit Teil des Problems und trägt dazu bei, diese Praktiken niemals enden zu lassen.

Erfolgsstory Mulesing

Ein lauter Aufschrei, viele geteilte Stories und ein großes Umdenken später, ist Mulesing aus vielen Bereichen der Handarbeit verbannt worden. Die meisten Labels schreiben mittlerweile einen Hinweis auf ihre Banderolen, dass sie diese Praktik nicht unterstützen. Mulesing ist wohl mit das erfolgreichste Beispiel von Dingen, die durch die Handarbeiter (zumindest in DE) verändert wurde.

Wenn du nicht weißt, worum es bei Mulesing geht, kannst du es hier nachlesen.

Mulesing bezeichnet ein chirurgisches Verfahren, bei dem die Haut rund um den Schwanz des australischen Merinoschafes (Lämmern) weggeschnitten wird, um so einen Befall mit Fliegenmaden zu vermeiden. Das Wegschneiden erfolgt ohne Narkose und auch nach dieser Prozedur werden keine Schmerzmittel verabreicht. „Notwendig“ ist dieses Vorgehen, da dem Merinoschaf größere Hautlappen angezüchtet wurde, um den Ertrag an Wolle zu steigern.

Natürlich gehört immer eine große Portion Vertrauen dazu, dass die Lieferanten der Handfärberinnen und Handfärber sowie die großen Player wie Lana Grossa und Co. uns nicht an der Nase rumführen und nicht doch heimlich Merinogarne aus Neuseeland oder Australien beziehen. Ich bin mir allerdings sicher, dass (z.B.) Lana Grossa sich diesen Skandal nicht einbrocken wollen würde.

Alternative zu Mohair?

Um ehrlich zu sein… der Markt an Alternativen ist noch nicht so ausgereift, wie ich es mir wünschen würde. Allerdings wird sich dies ändern, sobald ein Markt und eine Nachfrage überhaupt da ist. Es gibt bereits jetzt einige Ideen, denen man durchaus eine Chance geben kann. Beispielsweise haben viele Alpakagarne mittlerweile eine ähnliche Haptik und erreichen nach und nach den Färbetopf unserer Handfärberinnen und Handfärber.

Aber auch bei den großen Garnherstellern ist das Thema offensichtlich langsam angekommen und sie wollen den Markt der „Verweigerer“ bedienen. Lana Grossa hat beispielsweise die „Bella„* im Angebot mit der folgenden Zusammensetzung: 35 % Baumwolle, 30 % Nylon, 25 % Alpaka (Baby), 10 % Schurwolle (Merino). Dieses Garn sieht schon sehr vielversprechend aus und ist einen Praxistest durchaus wert. Aber auch die überaus beliebte Ecopuno* könnte ich mir als Singlegarn durchaus vorstellen, sofern man einen flauschigen Effekt möchte. (*Werbung, da Affiliate-Links)

In einem Drogeriemarkt bin ich letztens auf dieses Garn gestoßen und es fühlte sich ganz gut an. Hierbei handelt es sich jedoch um 100% Poly und es scheint noch ordentlich zu fusseln. Wichtig zu wissen ist, dass dieser „Flauscheffekt“ durch die Härchen zustande kommt, die sich in einander durch die Schuppen verkanten. Es ist nicht leicht, dies mit synthetischen Stoffen nachzustellen, weswegen die Alternativen noch so lange auf sich warten lassen. Vielleicht hast du schon einen Ersatz gefunden? Lasse es uns gerne wissen!



Alternative zu Seide?

Den wenigsten wird der Begriff „Eri Seide“ bekannt sein. Hierbei handelt es sich um Seide, die aus den aufgebrochenen Kokons der Seidenraupen hergestellt wird. Der Prozess ist quasi der gleiche, nur das man die Seide erst erntet, wenn die Schmetterlinge geschlüpft sind. Zwar soll diese Seide im Gegensatz zur herkömmlichen Variante ein wenig weniger seidig sein, aber ob man beim Tragen tatsächlich einen gewaltigen Unterschied bemerkt, wage ich zu bezweifeln. Allerdings ist der Verbraucher hier sehr darauf angewiesen, dem Bauern und dem Garnhersteller Vertrauen zu schenken. Weder kann eine frühzeitige Ernte per Hand, noch das Abkochen wirklich ausgeschlossen werden. Durch den „Qualitäts- und Quantitätsverlust“ den man durch das natürlich Schlüpfen erhält, benötigt man für die gleiche Menge Garn bei Weitem mehr Tiere. Aus diesem Grund ist es wohl naiv zu glauben, dass hier nicht künstlich nachgeholfen wird. Auch wenn sich viele Politiker und Lobbyisten dagegen aussprechen, wäre eine nachvollziehbare Liefer- und Produktionskette auch in diesem Fall absolut erstrebenswert.

Fazit

Ich bin weder eine pfiffige, ausgebildete Journalistin noch lebe ich zu 100% vegan. Diesen Blogbeitrag schreibt eine absolute Laiin und das wirst du sicherlich merken. Ich kann mich weder auf ein Podest stellen und mit moralischen Vorzeigewerten glänzen, noch mache ich alles richtig. Die Welt ist nicht schwarz/weiß, ebenso die Entscheidungen, die wir treffen müssen. Mir ist bewusst, wie unfassbar schwer es einem die unzähligen Graustufen im Alltag machen können. Allerdings dröhnt das kollektive Schweigen über diese Garne so laut in meinen Ohren, dass es schon schmerzlich ist. Wieso war uns allen Mulesing ein Dorn im Auge, die oben beschriebenen Praktiken aber nicht? Wieso unterscheiden wir so gnadenlos zwischen australischem Merinoschaf und der chinesischen Kaschmirziege? Wieso liegen unsere geliebten Tierschutztiere mit uns auf der Couch, während wir diese Praktiken – ohne zu zögern, ohne zu zaudern – akzeptieren und sogar unterstützen?

Konsumenten haben Macht. Geld ist Macht. Eine kollektive Anpassung ist das mächtigste Werkezeug, das uns als Verbraucher zur Verfügung steht. Wenn wir nichts an unserem Kaufverhalten und unserer Nachfrage ändern, wird sich nichts für diese Tiere verändern.

Letztendlich kann jeder nur auf seinen eigenen Wirkungskreis aktiv Einfluss nehmen und dabei hoffen, etwas zu bewirken. Beispielsweise kaufe ich keine Mohair-, Seiden-, Kaschmir bzw. Angoragarne und frage Designer, ob sie mir eine Garnalternative vorschlagen können oder nicht. Falls nicht, kaufe ich ihre Anleitung nicht mehr. Warum? Die „flauschigen Anleitungen“ kamen, als die Nachfrage stieg und in meiner Welt bedeutet das: Steigt die Nachfrage nach unflauschigen Anleitungen, kann dieser Trend gebrochen werden. Ich verstehe, wenn jemand Maschenproben umrechnen kann, sich die Anleitungen kauft und mit Ersatzprodukten strickt. Allerdings bin ich wirklich schlecht im Umrechnen, habe es unzählige Male versucht, bin immer gescheitert und möchte nun, dass Designer dies an ihrem Geldbeutel spüren.

Vielleicht schaffen wir es gemeinsam Alternativen zu finden, den ein oder anderen aufzuklären (und damit eine Wahl zu geben) oder zumindest miteinander im Gespräch zu bleiben. Wichtig ist, dass niemand verurteilt wird, aber dennoch die Probleme anerkennt werden. Eine Veränderung könnte auf vielen Ebenen stattfinden. Angefangen beim Konsumenten, über die Designer bis in die bunten Färbetöpfe hinein… aber schlussendlich ich fürchte, die erhoffte Veränderung wird nicht stattfinden und leise im seidigen, weichen Sand verlaufen. Die allgemeine Tendenz „Warum soll ICH darauf verzichten und ALLE anderen nicht?“ ist zu groß, als das ich auch nur die kleinste Hoffnung hege.


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