Ich kann gar nicht sagen, ob es nur mir so geht bzw. vor allem den Handarbeiter:innen, die wirklich Startschwierigkeiten hatten. In einigen Blogbeiträgen hatte ich ja bereits berichtet, dass meine Strickanfänge sehr holperig waren und ich mich für jede neue Technik durch unzählige Youtube-Videos bzw. Hefte durchfuchsen musste. Ganz viele Dinge habe ich, trotz Zeitlupe, nicht direkt verstanden und so wuchs hier und da ein ganz klein wenig das Frustrationslevel 🙂
Sobald ich allerdings eine neue Technik verstanden hatte, freute ich mich umso mehr und jeder neue Meilenstein ist zu einem wichtigen Bestandteil dessen geworden, was mein heutiges Können ausmacht. Durch jeden frisch erlernten Handgriff und jedes festgezogene Schräubchen, konnte ich nachfolgende Herausforderungen schneller verstehen und umsetzen. Ich bin zwar kein Freund von Eigenlob, aber ich möchte dennoch meine kleinen Errungenschaften mit euch teilen und euch einen Einblick geben, wie wichtig jeder einzelne Schritt auf dem Treppchen nach oben sein kann 🙂 In diesem Blogbeitrag geht es hauptsächlich um Stricken, da ich beim Häkeln nie ein wirkliches WOW-Erlebnis hatte. Zwar tat ich mich hier und da ein wenig schwer, aber gerade die Anfänge fielen mir mit einer Nadel deutlich leider als mit zweien.
Nun aber zur Ruhmeshalle…
Linke Maschen (oder auch: VerdrehteMasche)
Wahrscheinlich lernen die meisten Handarbeiter:innen die linken Maschen in den ersten zwanzig Minuten ihres Unterrichts. In einem meiner ersten Blogbeiträge hatte ich bereits darüber berichtet, dass es bei mir alles andere als „schnell gelernt“ war und ich wirklich wirklich wirklich lange gebaucht habe, um diese Technik zu beherrschen. Ich hatte Schmerzen, ich hatte Wutausbrüche und egal wie sehr ich es versucht habe, ich konnte im Anschluss nicht mehr rekonstruieren, was genau schief lief. Irgendwie strickte ich die linken Maschen von vorne nach hinten verdreht ab und schaffte maximal 10 Stück nacheinander, ohne den restlichen Tag über taube Finger zu haben.
Als der Damm brach, ich – wie aus dem Nichts – plötzlich die linken Maschen verstanden hatte, brach mein Strickzeitalter an. An dieser Stelle muss ich wohl nicht erwähnen, wie vorteilhaft es ist, diese „Technik“ zu beherrschen, da linke und rechte Maschen schlichtweg DIE Grundlage einer erfüllten Strickerseele sind.
Fallengelassene Maschen retten
Würde ich jemals einen Strick-Grundkurs geben, würde das Retten von fallengelassenen Maschen eine der ersten Lektionen sein. Es hat mich kaum etwas so sehr gestresst, wie die Angst vor abgerutschten Maschen in den ersten Strickmonaten und die damit einhergehende komplette Vernichtung meiner bisherigen Arbeit (s. Blogbeitrag). Zusammen mit dem Linke-Maschen-Drama, eine explosive Mischung, die wirklich alles andere als entspannend war.
Mittlerweile rette ich rechte und linke Maschen im Schlaf und das mit einer Häkel- oder einer Stricknadel. Nachdem ich diese Hürde gemeistert hatte, wurde ich mutiger, probierte auch mal ein paar Kleinigkeiten aus und lege seitdem meine Stricksachen einfach weg, ohne vorher alle Maschen einzeln zu überprüfen und sicherzustellen, dass auch WIRKLICH nichts passieren kann. Plötzlich war ich frei und unabhängig – herrlich!
Rechte Maschen – Unterschiede erkennen
Ein üblicher Anfängerfehler ist sicherlich der Irrglaube, dass es egal ist wie herum eine Masche auf der Nadel liegt. Ich habe relativ lange gebraucht um den Unterschied zu erkennen, ob eine rechte Masche „normal“ gestrickt oder „verschränkt“ gestrickt wurde. Ich piekte von allen Seiten in die Schlaufe, strickte ab und war am Ende sicher, dass alle gestrickten Maschen auch wirklich rechte Maschen sind und im Grunde doch alles gleich aussieht.
Wann die Erleuchtung mich ereilte, kann ich heute gar nicht mehr genau sagen. Irgendwann kam der Punkt, an dem ich plötzlich SAH, dass eine Masche verdreht auf der Nadel lag und mittlerweile kenne ich sogar die jeweiligen Vorteile. Vielleicht muss jeder Stricker 1.000.000 Maschen gestrickt haben, um zu merken, wenn eine dazwischen falsch aussieht. So oder so, war die Erklimmung dieses Meilensteins für mein Strickbild und meine Sockenbündchen eine Bereicherung.
Garn beherrschen
Eine Kleinigkeit, die aber elementar ist. Gerade in meinen ersten Monaten haderte ich doch sehr mit dem Strickfaden. Er würgte meinen Zeigefinger ab, das Garn glitt nicht sauber durch die Hände, es verdrehte sich ständig alles und ich hatte nie das Gefühl, dass es jemals Spaß machen könnte. Das unentwegte Ziehen und Zerren, locker lassen und dann das Garngeschlabber verstricken führte dazu, dass mein Strickbild sehr SEHR unsauber aussah und ich keine Freude an den fertigen Stücken hatte.
Doch: Irgendwann hatte ich den Bogen raus, meine Finger liefen nicht länger blau an und das Strickbild wurde ordentlich. Natürlich ist ein hübsches Strickbild kein AHA-Moment, wie ich ihn z.B. bei den linken Maschen hatte, aber erst seitdem ich mich nicht mehr so quäle, der Faden und ich eine Einheit sind, wurde Stricken endgültig zu einem Hobbie.
Socken – Mein Nebenbeiprojekt
Wer hätte jemals gedacht, dass Stricksocken eine Zwischenarbeit – ein Lückenfüller – werden könnten? Mein Freund und ich jedenfalls nicht. Nachdem ich mein erstes Paar Socken gestrickt hatte, vergingen mehrere Monate (vllt fast 2 Jahre?) bis ich mich erneut an Socken ran wagte. Zu dieser Zeit brauchte ich mehrere Wochen, um ein Paar Socken zu beenden und die Fersen und Spitzen waren ein absoluter Alptraum.
Übung macht bekanntlich den Meister und es kam der Punkt, auf den ich solange gewartet hatte… weder für die Spitzen, noch für die Fersen oder den Maschenstich brauche ich irgendwelche Videos oder Anleitungen. Ich habe mein kleines Sammelsurium an Techniken und solange ich mich in diesem Rahmen bewege, benötige ich keine fremde Hilfe.
Der Tahiti-KAL und die Zunahmen
Im Blogbeitrag zum Tahiti-KAL hatte ich ja bereits beschrieben, dass dieser ein echter Booster für meine Strickkarriere war. Die Mischung aus verschiedenen Maschenarten, die ich noch nie zusammen verstrickt hatte, den Umschlägen und den Zunahmen waren ein wahrer Segen – wobei es sich ehrlicher Weise während des Strickens nicht so anfühlte.
Die Zunahmen aus dem Querfaden waren nicht allzu kompliziert und ein Youtube-Video später waren beide Varianten gelernt, aber das Verständnis war plötzlich da. Ich erkannte, dass es einen Unterschied macht, wie herum ich eine Zunahme stricke und – so klein die Entdeckung auch war – half es mir bis heute neue Anleitungen besser zu begreifen. Ich verstand plötzlich, dass ich die Richtung vorgeben kann, in die sich Maschen bewegen sollen.
Garn ist nicht gleich Garn
Zugegeben, ein kleiner Punkt, aber ein nicht unwichtiger. Mein erstes Paar Socken habe ich aus reiner Baumwolle gestrickt und mittlerweile sind sie selbstverständlich kaputt. Ich habe relativ lange gebraucht um 1. gutes Garn wertzuschätzen und 2. überhaupt zu begreifen, dass es Unterschiede gibt. Gefühlt, verarbeitete meine Oma immer mit gleichem Garn, nur in anderen Farben und Stärken. Ich verstand zunächst nicht, dass es einen Grund gibt, wieso Sockengarn Poly beinhaltet und das Strickstücke sich verziehen, wenn sie gewaschen sind.
Zwar bin ich noch immer nicht wirklich tief in dieser Materie drin, aber ich weiß mittlerweile worauf ich zu achten habe und kenne notfalls die Fragen, die ich stellen muss. Vor allem aber es reicht mein (Basis-)Wissen aus, um meine Neugier zu wecken 🙂 Ich habe richtig Lust einen wilden Materialmix zu verstricken und möchte es bald wagen.
Zwei Socken gleichzeitig stricken
Vorab muss ich gestehen, dass ich äußerst ungerne den zweiten Ärmel oder die zweite Socke stricke. So ungern, dass vor allem dadurch UFOs entstehen bzw. Projekte niemals beendet werden. Irgendwann stieß ich auf den Tipp, dass man beide Socken auch gleichzeitig auf einer Rundstricknadel stricken könnte. Schnell kaufte mir eine lange Rundstricknadel (ihr kennt diese harten, grauen Biester aus dem Einzelhandel), versuchte sie im heißen Wasser geschmeidiger zu machen, probierte aus, das Fadenwirrwarr zu beherrschen… und scheiterte kläglich.
Ein paar Tage später probierte ich es erneut, mit einer deutlich flexibleren Nadel, nahm mir die Zeit, die ich scheinbar brauchte und siehe da, es klappte! Seitdem stricke ich fast ausschließlich mit dieser Technik und muss sagen, dass diese Entdeckung ein wahrer Segen war. Insgesamt hat natürlich alles Nachteile. Die EINZELNE Socke strickt sich deutlich langsamer, da man die Socken über eine längere Strecke in Reih und Glied ziehen und ab und zu das Garn entwirren muss. Aber unterm Strich habe ich einen deutlichen Zeitgewinn, da sich das Second-Sock-Syndrom nicht einstellt und ich Projekte endlich auch beende. Alternativ gehe ich mittlerweile her und stricke beide Socken abwechselnd, auf zwei verschiedenen Nadeln. So sind beide mehr oder weniger immer am gleichen Punkt, aber durch das einzelne stricken geht es insgesamt schneller. So oder so, ist das gleichzeitige Stricken für mich der sinnvollste Weg. Egal, ob auf einer oder auf zwei Nadeln.
Btw. man kann auch 6 Socken gleichzeitig auf einer Rundstricknadel stricken, allerdings muss man da SEHR genau auf die Fadenführung achten und die Zeitersparnis ist dadurch schnell aufgefressen. Ich habe es einmal mit Babysocken versucht und seitdem nie wieder 🙂
Sicherlich werden im Laufe der nächsten Jahre immer mal wieder neue Momente aufkommen, in denen ich etwas gelernt habe und es wäre traurig, wenn ich schon jetzt am meinem persönlichen Lernende angekommen wäre 🙂 Aber ich glaube, dass ich nie wieder diese richtig erfüllenden Momente erleben werde, von denen aus sich die Welt in eine andere Richtung dreht. Wenn der Grundknoten einmal geplatzt ist, ist es nicht mehr wie vorher und auch wenn ich mich weiterhin über jede Errungenschaft freue, waren die oben beschriebenen Punkte ganz besondere für mich.
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