Vorwort

Diesen Blogbeitrag widme ich einem Thema, dass mir absolut am Herzen liegt und täglich beschäftigt. Die Gewalt, die gegenüber Frauen ausgeübt wird und wie man im Kleinen helfen kann.

Damit der Blogbeitrag von möglichst vielen Strickerinnen und Strickern ohne Triggerpunkte gelesen werden kann, werde ich auf Darstellungen von Gewalt, detaillierten Erklärungen und auf Geschichten verzichten. Nichts destotrotz ist das Thema „Gewalt an Frauen“ keine leichte Kost und wird nicht von jeder Person gleich aufgenommen. Wenn du den kompletten Teil überspringen und gleich zum Projekt gelangen möchtest, scrolle bis zur grünen Überschrift weiter.

Es gibt übrigens ganz wunderbare Content-Creatorinnen und Creatoren, die auf Instagram Aufklärungsarbeit leisten. Nicht jede bzw. jeder ist für jede etwas, aber für jede ist eine oder einer dabei 🙂 Schaut gerne vorbei und klickt euch durch die Beiträge, man kann unglaublich viel dazulernen. Nach und nach kommen noch mehr dazu.


Was sind Frauenhäuser und wieso gibt es sie?

Frauenhäuser sind Zufluchtsorte für Frauen und Kinder, die aus häuslicher Gewalt fliehen und Schutz suchen müssen. Zumeist sind die Häuser bzw. Wohnungen komplett anonymisiert und niemand, selbst Mitarbeiter des Arbeitsamtes, kennt den genauen Standpunkt. Lediglich die Mitarbeiter und die Polizei wissen, welche Einrichtung sich wo befindet.

Was für Formen der Gewalt gibt es?

Die Fratze der Gewalt kann viele Gesichter haben und sie ist tatsächlich nicht immer sofort erkenntlich. Manche Frauen brauchen Jahre um zu akzeptieren, dass sie in einer missbräuchlichen Beziehung waren und sie keine Schuld an der ihnen angetanen Gewalt tragen. So kann die Gewalt beispielsweise in Form von sexualisiertem Missbrauch bzw. körperlicher Misshandlung auftreten, aber auch in oft weniger offensichtlichen Formen, wie seelischer oder auch ökonomischer Form.

Beispielsweise kann die komplette und bewusst durch den Partner herbeigeführte finanzielle Abhängigkeit dafür sorgen, dass Frauen den Schritt einer Trennung nicht wagen.

„Die Scham muss die Seiten wechseln“

– Gisèle Pelicot, ungekürte Person des Jahres 2024

Warum liegt mir das Thema am Herzen?

Es gibt viele Gründe, wieso mir Frauenhäuser am Herzen liegen und ich könnte dutzende Blogbeiträge zu jedem einzelnen Punkt schreiben. Ich werde jedoch versuchen, mich möglichst kurz zu fassen:

  1. Ich bin eine Frau
    Für mich gehört als Frau die Unterstützung anderer Frauen dazu, wie die Luft zum Atmen. Während Männer vollkommen selbstverständlich für andere Männer in die Bresche springen – sogar ohne sich zu kennen -, sieht das bei Frauen anders aus. Ein männliches Beispiel? „Sie wollte es bestimmt„, „Was trug sie auch solch einen kurzen Rock?„, „Na, ich kann ihn schon verstehen, warum diskutiert sie auch so viel?„. Frauen würden reflexartig sagen „Wieso geht sie auch abends spazieren„, „Ich wäre alleine nicht dort alleine unterwegs„, „ICH hätte mich ja schon längst getrennt„. Von beiden Seiten trägt das Opfer von Gewalt zumindest die Verantwortung sich selbst in eine unangenehme Lage gebracht zu haben und wird tendenziell eher nicht über das Erlebte sprechen und Hilfe suchen. Das muss sich ändern! Frauen dürfen sich nicht länger isoliert sehen, über andere Frauen erheben oder wegsehen. Es ist schon lange Zeit für deinen Sis Code, der sich dem Bro Code in den Weg stellt 😉

    Aber nicht nur, dass mir das Wohl anderer Frauen am Herzen liegt und ich nicht wegsehen möchte, ich kann auch jederzeit selbst wieder Opfer von Gewalt werden. Der Schutz aller Frauen und eine Öffentlichkeit für diese Themen ist auch für mich selbst positiv. Frei nach dem Motto: Ist eine Frau nicht sicher, sind alle nicht sicher. Und ja, das betrifft eben leider auch dich.

    Wer nicht davor zurückschreckt, diese Themen im direkten Umfeld aufzugreifen, wird mit Bauchschmerzen feststellen, wie viele Freundinnen oder Angehörige von Gewalt betroffen sind bzw. waren. Auch wenn es sich um harte Kost handelt, sprecht drüber. Solidarisiert euch, verarbeitet gemeinsam und seid füreinander da. Es reicht nicht, die Bühne Aktivisten zu überlassen oder Opfern von Gewalt, eine Gesellschaft kann sich nur von innen heraus ändern.
  2. Die Gesellschaft sieht weg
    Oft wird die ausgeübte Gewalt runtergespielt, nicht ernstgenommen oder sogar ins Lächerliche gezogen. Mit Sätzen wie „Ich habe sie nur dienstlich angefasst“ wird um die mediale Aufmerksamkeit gebuhlt und der Erfolg gibt den einzelnen Akteuren immer wieder recht. Die Buchverkäufe steigen und es bilden sich zwei Fronten.

    Statistiken zeigen uns immer wieder beeindruckend erschreckende Zahlen, wie z.B. dass fast täglich ein Femizid in Deutschland stattfindet. „Als Femizid wird die Tötung einer Frau aufgrund ihres Geschlechts bezeichnet. Gemeint sind Frauentötungen, die durch hierarchische Geschlechterverhältnisse motiviert sind. Oft werden diese in (Ex-)Partnerschaften ausgeübt, sie können aber auch außerhalb stattfinden. Der Begriff zielt unter anderem darauf ab, die strukturelle Dimension der Gewalt zu betonen. Eine einheitliche Definition vom Femizid gibt es jedoch nicht.“ Quelle https://www.bpb.de/
    Und trotzdem unternehmen wir nichts dagegen, suchen Ausflüchte und argumentieren innerhalb von Scheindebatten.

    Der Fall „Gisèle Pelicot“ zeigt uns eindrucksvoll, dass Missbrauch in allen gesellschaftlichen Schichten, Nationalitäten, Alters- und Berufsklassen und leider meist im familiären Umfeld stattfindet.

    Madame Pelicot hat Gewalt in einer Form durch ihren Ehemann erlebt, wie man es sich kaum vorstellen kann und hat sich dazu entschieden, den kompletten Prozess in der Öffentlichkeit austragen zu lassen. Das hatte zur Folge, dass jeder im Detail mitverfolgen konnte, was ihr angetan wurde, aber lies im Gegenzug keine „typischen Ausreden“ zu. Wer den Fall nicht kennt und sich informieren möchte wird eine beeindruckende Frau finden und erkennen, wie groß das Problem in unserer Gesellschaft verankert ist. Aber bitte beachte, dass der Fall NICHTS für schwache Nerven ist.
  3. Der Bedarf ist groß
    Derzeit fehlen Bundesweit ca. 14.000 Frauenhausplätze, die Dunkelziffer wird wahrscheinlich größer sein. Das Problembewusstsein ist jedoch vergleichsweise nicht vorhanden und während auf Grund anderer Gewalttaten von Politik, Medien und Bevölkerung sofortige Lösungen und Konsequenzen gefordert werden, ist die Gewalt gegenüber Frauen und Kindern kaum Thema im öffentlichen Raum. Was passiert mit den tausenden Frauen und Kindern, die den Mut zur Flucht hatten, aber abgewiesen wurden? Wie viel Kraft muss dieser Rückschlag kosten? Versuchen sie es erneut? Was lernen die Kinder? Ich denke, die Langzeitfolgen sind kaum zu überblicken.

Wer sich für Zahlen, Daten und Fakten interessiert, kann sich gerne das PDF-Dokument der Frauenhauskoordination durchlesen. Den externen Link findest du

Übrigens ein gar nicht mal so unterhaltsamer Funfact: Während Fussballereignissen steigt die Zahl der Gewaltdelikte gegenüber Frauen drastisch an, so zeigen es neuste Studien. Ein Trend, der nicht nur in Deutschland, sondern weltweit zu beobachten ist. Das Thema wurde hierzulande während der EM aufgegriffen und verebbte wieder, als hätten wir nie davon gehört.

Hilfe finden

Mittlerweile gibt es viele Hilfsangebote und Informationsseiten im Internet, die im Fall der Fälle helfen oder zumindest die Richtung weisen können. Wenn du Hilfe benötigst, zögere nicht dir Hilfe zu suchen. Wichtig ist mir allerdings auch zu erwähnen, dass wir alle ein Auge auf unsere Mitmenschen haben müssen. Oft gibt es Anzeichen, kleine Hinweise, die uns auffallen könnten, würden wir nur genauer hinsehen. Wenn du unsicher bist, ruf lieber einmal zu viel als einmal zu wenig bei einer Hotline oder der Polizei an und schildere deine Beobachtungen.

Startseite – Frauenhauskoordinierung e.V. – Frauenhauskoordinierung
Wer sich tiefer mit allen Themen beschäftigen möchte, schaut gerne auf dieser Seite vorbei. Hier findest du Aufklärung, Hilfsangebote und kannst gezielt nach Frauenhäusern suchen. Außerdem findest du hier Tipps, wie du anonym surfen oder auch die entsprechenden Hilfsnummern unkenntlich abspeichern kannst.

Das Hilfetelefon: Hilfetelefon
Herzlich willkommen! Das Hilfetelefon „Gewalt gegen Frauen“ ist ein bundesweites Beratungsangebot für Frauen, die Gewalt erlebt haben oder noch erleben. Unter der Nummer 116 016 und via Online-Beratung unterstützen wir Betroffene aller Nationalitäten, mit und ohne Behinderung – 365 Tage im Jahr, rund um die Uhr. Auch Angehörige, Freundinnen und Freunde sowie Fachkräfte beraten wir anonym und kostenfrei.“ – Quelle www.hilfetelefon.de

Wie kann man Frauenhäuser unterstützen?

Du möchtest helfen und etwas für Frauenhäuser tun? Wunderbar! Mit der Unterstützung von Frauenhäusern hilfst du nicht nur Frauen, sondern auch ihren Kindern.

Die Möglichkeiten sind relativ groß und umfassen verschiedene Gebiete. Sei jedoch nicht enttäuscht, wenn der Kontakt anonym ist und man im Zweifel deine Hilfsbereitschaft in Form von Sachspenden abweist. Der Schutz der betroffenen Personen ist das höchste Gut und kann nur durch Vorsicht und Anonymität gewährleistet werden. Das kann manchmal Folgen haben, die für uns Außenstehende nicht immer nachvollziehbar erscheinen.

  1. Geldspenden
    Geld ist immer gut! Nicht nur, dass dadurch die Mitarbeiter bezahlt und die notwendigen Reparaturen in den Einrichtungen vorgenommen werden können, es kann auch bei der Finanzierung der Frauenhausplötze helfen. Finanzierung? Ja. Viele Frauen müssen den Platz im Frauenhaus selbst bezahlen!
  2. Sachspenden
    Du hast einen Nachlass zu verwalten und Küchenmöbel übrig? Vielleicht sogar eine Waschmaschine? Ein Kinderfahrrad? Die Frauen und Kinder flüchten meist nur mit dem, was sie an ihrem Körper tragen und stehen vor dem Nichts. Praktische Dinge werden oft gerne genommen.
  3. Aufmerksamkeit
    Das Wichtigste ist: Sei LAUT! Mache dein Umfeld auf die Problematik aufmerksam, sage deinem Mann, wie er sich zu benehmen hat, erziehe deinen Sohn. Gewalt an Frauen funktioniert nur so unglaublich erfolgreich, weil wir alle ein Teil davon sind. Wir schauen weg, wir erziehen nicht und im Zweifel ist es uns egal. Stichwort: Warnt nicht eure Töchter, sondern erzieht eure Söhne!

    Deine Firma sucht ein Charity-Projekt und es soll wieder der eigene Honig vom Firmengeländer werden? Wie wäre es, wenn stattdessen ein Frauenhaus unterstützt wird?

    Fakt ist leider, dass nur wer gesehen wird, auch gehört werden kann und die Gesellschaft sieht schon zu lange weg.

Das Projekt

Nun aber zu dem, weswegen du vermutlich eigentlich hier bist 🙂 In meinem Blogbeitrag „Stash-Abbau 2025 – erneut modernisiert“ habe ich bereits angekündigt, dass ich ein neues Projekt namens „Wegfinder“ starten möchte. Ursprünglich hatte ich es nur im Kleinen für mich geplant, nicht zuletzt da es bereits sooo viele andere wundervolle Projekte gibt, die die Stricker-Kapazitäten binden. Nachdem aber plötzlich unerwartet einige Kommentare eintrudelten, möchte ich auch dir die Möglichkeit bieten, dich mir anzuschließen 🙂

Vorab bitte ich jedoch Folgendes zu beachten: Die Kontaktaufnahme gestaltet sich teilweise als sehr sehr schwierig und wenn mir eine Einrichtung vertrauen sollte, bedeutet das nicht, dass ich hier viele tolle und schöne Fotos liefern kann. Das ist bei Frauenhausprojekten naturgemäß eher selten der Fall. Bitte sei nicht enttäuscht, wenn ich nur Socken zeigen kann, die sich in meinen vier Wänden befinden. Die Frauen kommen in einer Ausnahmesituation in der Einrichtung an, haben ggf. Angst um ihr Leben und ihr Kind. Sie werden keinen Kopf dafür haben, ob wir ein Foto „schön“ fänden. Die gestrickten Socken sollen zeigen, dass sie gesehen werden und jemand an sie gedacht hat und vielleicht werden ihnen die Stricksocken im Laufe der nächsten Wochen ein kleines Lächeln ins Gesicht zaubern. Sollte ich die Erlaubnis erhalten, werde ich gerne den Ort/die Einrichtung nennen, aber ich kann es nicht versprechen. Das muss jeder helfenden Hand klar sein.

Was habe ich vor? Konkret möchte ich mir 2 Frauenhäuser suchen, die ich regelmäßig mit gestrickten Socken beliefern kann. Ein Frauenhaus soll im Westen sein, das andere im Osten von Deutschland. Mein Gedanke war, dass die Stricksocken, analog der „Grünen Socken Aktion“, in einer ruhigen Minute, während eines Gespräches überreicht werden.

Das Bild wurde mit der kostenpflichtigen Version von ChatGPT erstellt.

Wie kannst du mitmachen?

Bislang habe ich noch keine Erfahrungen mit solch einem Projekt machen dürfen und sicherlich kann, man nach und nach einiges optimieren, schärfen, aus Fehlern lernen und neue Ideen wachsen lassen.

Zu Beginn habe ich mir vorgenommen, ausschließlich Stricksocken zu zaubern und Amigurumi vorerst nicht in Angriff zu nehmen. Sie sollen mit positiven Gedanken und hochwertiger Wolle gestrickt werden. Ich habe meinen Vorrat gründlich durchgesehen und einige Garne gefunden, die sich hervorragend eignen! Kein Einziges, auch nur leicht kratziges Garn, wird verwendet, als Symbol dafür, dass diese Frauen es schon schwer genug hatten. Ihre Füße sollen auf Federn gebettet werden, und all die Liebe soll in die Socken einfließen, die man über Socken geben kann.

Bevor ich Kontakt mit den jeweiligen Häusern aufnehme, möchte ich einen Grundstock an Stricksocken in meinem Schrank griffbereit liegen haben. Die Häuser sollen so wenig Arbeit wie möglich haben und direkt verschiedene Größen und mehrfacher Ausführung erhalten. Nur, wenn die Stricksocken keinen großen Mehraufwand bedeuten, ist ein Mehrwert da. Damit mir diese Arbeit leichter fällt, habe ich mir ein Sockenlineal gekauft. Einen zeitlichen Rahmen habe ich mir nicht gesetzt. Die Socken sind fertig, wenn sie fertig sind 🙂

Wenn auch du dich beteiligen möchtest, bist du herzlich eingeladen freundliche, kuschelige Socken zu stricken, in den unterschiedlichsten Größen und Mustern. Gerne kannst du sie mir unter der Anschrift im Impressum zusenden. Innerhalb von Düsseldorf (ggf. auch Köln) ist eine Übergabe sicherlich möglich 🙂

Schlusswort

Ich weiß, es ist ein hartes Thema und alles andere als ein kuscheliger Handarbeits-Wohlfühl-Beitrag. Zu gerne würde ich über gehäkelte Alpakas schreiben oder über getestete Anleitungen, aber das ist nicht die Welt, in der wir leben.

Es gibt jedoch auch viel Gutes, und gemeinsam können wir „Großes im Kleinen“ erreichen. Jeder von uns hat nur einen relativ begrenzten Wirkungskreis, der so groß ist, wie unser direktes Umfeld – Freunde, Familie, Arbeitskollegen. Aber stell dir vor, wenn viele Menschen am gleichen Thema arbeiten und jeder Wirkungskreis plötzlich auf einer Karte erscheint. Der daraus entstehende Dominoeffekt könnte erstaunlich sein.

Übrigens werde ich das laufende Projekt, sprich die gestrickten Socken, im Stash-Abbau zeigen, damit dieser Beitrag nicht überladen wird und weiterhin auf das Wesentliche beschränkt bleibt. In diesem Sinne, bleib gesund <3