Fast ist es passiert! Fast wäre der #PPPFal ausgefallen!

Meine Arbeit nimmt derzeit einen (viel zu) großen Raum in Anspruch und eigentlich hätte ich keine Chance gehabt, am diesjährigen Pailletten-Perlen-Plunder-FAL teilzunehmen. Nur mit Müh und Not schleife ich meine aktuellen Projekte durch das Jahr hindurch und habe nur eine grobe Planung, was ich gerne als nächstes in Angriff nehmen möchte.

Manchmal, aber nur manchmal, kommt einem der Zufall jedoch zur Hilfe 🙂

Schon lange habe ich nach einer ganz bestimmten Farbkombination für ein Herzensprojekt gesucht. Das Garn sollte in „Grün“, „Weiß“ sowie „Violett“ verfügbar sein und die Töne im besten Fall irgendwie miteinander harmonieren (Wieso diese Farben? Eine -mir- sehr wichtige Erklärung findest du unter dem „offiziellen“ Abschnitt des PPPFAL). Allerdings stellte sich schnell heraus, dass die Suche bei Weitem schwieriger werden würde, als ich es zu Beginn gedacht hatte. Mein Fachhändler des Vertrauens bestätigte mir, dass die Garnhersteller dazu übergegangen sind, sehr SCHNELL viele NEUE Garne auf den Markt zu bringen und das in einer oft eher überschaubaren Farbpalette. Die Handarbeiter:innen haben kaum Zeit, sich an das Garn heran zu tasten, da gibt es schon wieder ein Neues und das Alte wird aus dem Sortiment genommen. Eine Praxis, die wohl nicht nur den ein oder anderen Käufer ärgert, sondern auch Verkäufer, da sie regelmäßig Kunden erklären müssen, dass ein liebgewonnenes Garn wieder vom Markt verschwinden wird oder schon ist. Die Ecopuno (Werbung) sei endlich mal wieder eine Ausnahme, die sogar farblich aufgestockt wurde – Gott sei Dank! Während Weiß bei fast jedem Garn standartmäßig auf dem Markt kommt, werden Grün und Violett nicht sooo oft zusammen entwickelt. Über Monate hinweg suchte ich das Internet ab, wurde aber nie fündig oder mir gefielen die Garne nicht.

In diesem Frühjahr war es jedoch so weit und Lana Grossa brachte die Per Fortuna (Werbung), ein flauschiges Kettengarn aus Bio-Baumwolle und recyceltem Polyamid, auf den Markt. Ich war sofort schockverliebt in die kleinen, fusseligen Knäulchen und die Tatsache, dass alle drei Farben auf einer Farbpalette vorhanden sind, brachte meine Finger in StrickAngriffsPosition! Auf Grund von Corona kaufte ich – von Omas Geburtstagsgeld, wenn dann stilecht – per Click&Collect ein paar Knäuel und akzeptierte knurrend, dass vom Violett nur ein Knäuel auf Lager war. Natürlich hätte ich auch online bestellen können, aber ich mag es ganz gerne nicht „alles IMMER haben zu können“ und auch mal eine Grenze in unserer fürchterlich schnelllebigen Konsumwelt zu erleben. Außerdem wollte ich mein Garngeschäft vor Ort unterstützen und so landeten 9 Knäuel in meinen Schrank.

Ein paar Wochen später, stellte Tanja Steinbach im ARD Buffet ihr „Streifenshirt“ aus genau diesem Per Fortuna (Werbung) Garn vor und ich war überglücklich eine Anleitung für mein neues Projekt frei Haus geliefert zu bekommen. Früher oder später hätte ich mir was eigenes überlegt, aber servierfertig und auf das Garn abgestimmt ist ja auch ganz nett. Zwar passte meine Farbauswahl nicht zum Shirt, aber die kantige Form übernahm ich dennoch und konnte am 26.05.2021 mit den anderen Fricklern das Garn anschlagen.

Durch diese wunderschön flauschige Struktur kann ich nun doch offiziell am FAL teilnehmen und bin bisher positiv überrascht, wie unglaublich weich und leicht sich das Garn anfühlt. Schon lange bin ich auf der Suche nach einer Alternative für Mohair, da mir die Gewinnung schwer auf dem Magen schlägt, ich aber gerne hin und wieder etwas Fusseliges hätte. Könnte das die langersehnte Alternative sein? Ich werde auf alle Fälle berichten und euch bzgl. des #PPPFAL in diesem Blogbeitrag auf dem Laufenden halten 🙂 Allen Mitmachenden wünsche ich viel Vergnügen beim stricken, häkeln, nähen, basteln, plottern, klöppeln, töpfern oder wofür ihr euch sonst entschieden habt.

Update 28.08.2021: … Ich bin noch dran! Irgendwie habe ich das Projekt vor lauter Projekten ein wenig verschleppt, aber der Körper ist mittlerweile fertiggestrickt und das Garn ist einfach U-N-F-A-S-S-B-A-R weich auf der Haut und trägt sich wie Luft 🙂 Aktuell bekämpfe ich ein UFO nach dem anderen und habe erst 2 Paar Socken beendet, als nächstes geht es ran an die Ärmel!

Update 20.09.2021: Seit ein paar Tagen ist der Pullover fertig, ich hatte nur noch keine Gelegenheit, ihn zu fotografieren. Das Garn ist ein absoluter Traum, der Pullover sieht wunderschön aus und auch meine Lipödem-geplagten Oberarme passen in diesen Pullover, ohne das ich mir Gedanken machen muss – auch, wenn es ein wenig zusätzlich aufträgt… aber wen hat es zu interessieren 🙂

Die Per Fortuna (Werbung) ist ein wirklich spannendes Garn und für jemanden wie mich, der schon lange auf der Suche nach einem Mohair-Ersatz ist, könnte die flauschige Struktur definitiv eine Alternative sein! Bisher habe ich nur die Ecopuno (Werbung) gefunden, die ebenfalls ein wenig den „Fusselfaktor“ steigen lässt. Wie sich die Per Fortuna verhält, wenn man sie mit anderen Garnen mischt, kann ich an dieser Stelle jedoch noch nicht abschätzen, wird aber auf alle Fälle getestet. Fall ihr da bereits Erfahrungen gesammelt habt, lasst es mich gerne wissen. Der einzige Wehrmutstropfen ist, dass ich zwar von meiner Woll-Dealerin einen geschlossenen Karton überreicht bekommen habe und farbliche Unterschiede eigentlich nicht vorkommen dürften, es aber dennoch einen gibt. Ein Knäuel war cremig, statt weiß und ich habe es wirklich spät erst gesehen. Da der Unterschied erst auffällt, wenn man einige Reihen gestrickt hat, hätte ich nicht mal ribbeln und einfach ein anderes Garn ansetzen können. Ich hätte mehr Arbeit investieren müssen, als es mir an der Stelle wert war und so habe ich einfach aus der Not eine Tugend gemacht, das Knäuel aufgespalten und zwei Blogstreifen daraus gemacht. Verratet mich nicht 😉


Ein (mir) sehr wichtiger Exkurs bzgl. der Farben:

Vor einigen Jahren habe ich ein Buch gelesen, was unter anderem die Frauenbewegung in England thematisierte. Diese setzte sich vor allem aus Frauen des Bürgertums zusammen, welche die allgemeinen Umstände für den weiblichen Teil der Bevölkerung verbessern wollten. Finanzielle Gleichberechtigung im Beruf, Zugang zu Universitäten und auch das Wahlrecht waren nur einige Themen, die zunehmend radikaler eingefordert wurden. Eigentlich ging es im Kern des Buches um einen anderen Schwerpunkt, aber ich war so tief von den sog. „Suffragetten“ beeindruckt, von ihren Hungerstreiks und der damit einhergehenden Zwangsernährung in den Gefängnissen, dass ich es „auf meine Weise“ würdigen wollte. Als alltägliches Erkennungszeichen, trugen die Befürworter der Bewegung die von mir für den Pullover gewählten Farben. Grün (Give), Weiß (Women), Violett (Vote) – Gebt Frauen Wahlrecht!

Es tut mir in der Seele weh, wenn ich mit Freundinnen spreche und sie alles als selbstverständlich hinnehmen oder auch meinen, dass Frauen doch eigentlich ganz gut dran wären. Sie schätzen es nicht, dass sie ein Wahlrecht haben, dass sie ihre eigenen Verträge unterzeichnen dürfen, sexuell selbst bestimmt leben dürfen (Thema: Legale Vergewaltigung in der Ehe) und Papa oder Hans-Dieter nicht um Erlaubnis fragen müssen, ob sie studieren dürfen. Unsere Vorgänger:innen haben viel für uns und unser heutiges Leben geleistet, mit einem Mut, den ich vielleicht niemals aufbringen könnte. Sie würden meine Generation rütteln, schütteln und vielleicht sogar ohrfeigen, uns anschreien, dass wir weitermachen müssen und das es wahrlich kein Spaziergang war.

Natürlich wurden die o.g. Punkte umgesetzt, aber in einer Welt, in der die Kleidung maßgeblich bei Ermittlungen in Fällen von Vergewaltigung im Mittelpunkt steht, schwerwiegende Defizite in der medizinischen Versorgung bestehen (Thema: Medikamente werden für Männer hergestellt, da „Frauen und ihre Hormone zu kompliziert sind“), Frauen vollkommen selbstverständlich die Kinder im Krankheitsfall versorgen müssen, da der Mann „wirklich“ nicht zuhause bleiben kann, sind wir NICHT am Ende angekommen. Frauen müssen sich verbiegen, um zu gefallen. Sie sind voller Selbstzweifel, die ihnen von Geburt an antrainiert werden und es sind die Strukturen, die gebrochen werden müssen. Es muss selbstverständlich sein, dass Frauen abends alleine spazieren gehen können, dass sie nicht länger finanziell abhängig sind, dass sie Bauarbeiterinnen sein können und nicht als Lesbe bezeichnet werden. Ich möchte in einer bunten, mir vollumfänglich zugänglichen Welt leben, in der Frauen keine Dickpics zugeschickt bekommen und wenn doch, niemand sagt „naja, klick halt weg“.

Ich bin eine Frau, ich habe eine Stimme und diese erhebe ich. Ich bin vielleicht nicht die Mutigste, aber ich kann penetrant sein. Ich thematisiere Umstände, die es zu verbessern gilt – egal ob meine Familie, Freunde oder Kollegen es hören wollen. Ich sage NEIN, wenn ich etwas machen soll, was ich nicht will – denn ICH habe das Recht, NEIN zu sagen. WIR haben das Recht und es ist wichtig, dass wir uns gegenseitig unterstützen, die bisher erreichten Rechte verteidigen und weitere einfordern. Frauen neigen dazu, andere zu destabilisieren und auf Grund des Aussehens, der Kleidung, der Karriere oder auch der sexuellen Ausrichtung anzugreifen. Wir sind im ständigen Konkurrenzkampf untereinander und wozu? Um Männern zu gefallen und in die uns zugewiesene, gesellschaftliche Rolle zu passen. Wir machen uns gegenseitig schlecht, um besser dazustehen und ich habe für mich beschlossen, dass ich dieses Muster nicht länger trage. Es ist schwer, da es in unser aller DNA steckt und ich falle selbst oft genug drauf rein. Wir wollen, dass man uns mag und nicht nervig findet. Wäre ich ein Mann, würde mein Umfeld mich bejubeln, für meine fortschrittliche Denkweise. Als Frau bin ich lästig, die nölende Nervensäge – ihr kennt diese Schubladen. Aber wisst ihr was? Ich bin gerne eine Nervensäge, da jede Säge irgendwann dem Baum fällt, an dem sie arbeitet 🙂

Ich habe mich irgendwann dazu entschlossen, keinen GWV-Schmuck als Erkennungszeichen zu kaufen. Er gefiel mir meistens nicht und irgendwie passt er nicht zu mir. All die Jahre über erklärt mir jeder „Trag Schmuck“, „Als Frau könntest du dich etwas feiner machen“ oder „Aber schau mal, er glitzert, komm, probiere mal an!“ etc. Aber ich mag keinen Schmuck, fertig. Ringe engen mich ein und nerven mit dem Geklacker auf dem Tisch, Armbänder bleiben schnell hängen, Armbanduhren habe ich noch nie gelesen – ich schau doch eh ständig aufs Handy. Aber ich kann stricken und ich werde meinen Pullover voller Stolz tragen. Sollte mich mein Umfeld fragen, ob ich diesen Pullover selbstgestrickt habe, werde ich es bestätigen und erklären, wofür er steht und wofür ich stehe.

So denn… Seid solidarisch, helft einander, unterstützt „Kleine Business-Frauen“, achtet auf euer Umfeld und ob eine Frau Hilfe gebrauchen kann – egal ob bei der Regelung von finanziellen Themen, Kinderbetreuung oder Gewalt. Habt keine Hemmungen! Komplimente kosten nichts. Schaut euch um, sagt ihnen, dass sie gute Mütter sind, nicht alles perfekt sein muss, sie einen wundervollen Charakter haben und bei Weitem stärker sind, als sie selbst von sich annehmen. Denkt immer dran: Ihr wachst nicht, nur weil ihr andere klein macht.


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