Während sich der März langsam seinem Ende nähert, hat der diesjährige Tahiti-KAL gerade erst begonnen. Bereits zum fünften Mal dürfen wir uns über eine kostenlose Strickanleitung von Julia-Maria Hegenbart alias „Feinmotorik“ freuen und die Nadeln glühen lassen.

Worum geht es?

Einmal im Jahr schreibt uns die liebe Julia eine Tuch- oder einen Schalstrickanleitung, die der Handarbeits-Community kostenlos zur Verfügung gestellt wird. Gestrickt wird gemeinsam, jeder in seinem Tempo, zumeist mit dem gleichen Garn. Es handelt sich hierbei um einen Mystery-KAL. Das bedeutet, dass man das Ergebnis erst am Ende kennt, da die vier einzelnen Musterabschnitte mit einem Abstand von 2 Wochen nacheinander veröffentlicht werden. In diesem Jahr sehen die Termine wie folgt aus:

  1. Abschnitt: Veröffentlichung am 22.03.2024
  2. Abschnitt: Veröffentlichung am 05.04.2024
  3. Abschnitt: Veröffentlichung am 19.04.2024
  4. Abschnitt: Veröffentlichung am 03.05.2024

Der Tahiti-KAL trägt seinen Namen auf Grund des wunderschönen Farbverlaufsgarn von Schachenmayr (99% Baumwolle, 1%, Polyester, LL 280m/50g. Werbung, da Affiliate-Link). Das Garn ist in beeindruckend vielen, sanften Verläufen erhältlich und wirklich ein wahrer Augenschmaus. Durch die Baumwolle ist das fertige Projekt auch im Sommer tragbar, federleicht und unwahrscheinlich weich. Falls du dich nur schwer für eine Farbkombination entscheiden kannst, empfehle ich dir einen Blick ins Internet. Im Laufe der letzten Jahre sind alle möglichen Kombinationen auf Herz und Niere geprüft worden und erleichtern dir (oder auch nicht ;)) die Auswahl. Du findest deine Inspiration in der Facebookgruppe von Schachenmayr, auf Instagram oder auch in verschiedenen Blogbeiträgen. Mein Herz schlägt noch immer für eine Kombination aus Marsala und Leinen, die ich irgendwann auch endlich verarbeiten werde. Irgendwann, wenn sich meine lange Pergamentrolle an Aufgaben gelichtet hat.

Ein kleiner Rückblick: Maeva-Tuch

Mich verbindet mit dem Tahiti-KAL etwas Besonderes. Rein zufällig bin ich 2019 auf den KAL gestoßen und war gleich motiviert daran teilzunehmen – die erste Challenge meines jungen Handarbeiterinnen-Lebens! Auch habe ich dabei zum ersten Mal von dem KAL-Konzept gehört und war direkt doppelt angefixt. Das Startmuster, bestehend aus rechten und linken Maschen, war bestechend einfach und fütterte eine meiner stärksten Eigenschaften: Grenzenlose Selbstüberschätzung – was könnte schon schiefgehen? Zugegeben… Hätte ich den Musterverlauf gekannt, wäre ich wohl schreiend davon gelaufen. Speziell die links verschränkt gestrickten Maschen haben mich fast in den Wahnsinn getrieben und wurden geribbelt, geribbelt, geribbelt. Ein Glück, dass es schon damals ein Mystery-KAL war, ich die kommenden Herausforderungen nicht absehen konnte und mir die Natur jeweils eine gleichgroße Portion Unvermögen sowie Beharrlichkeit verabreicht hat.

Das Tuch war mein erstes „richtiges“ Strickprojekt, gestrickt aus dem ersten Garn, das ich auf meinem ersten Wollfest gekauft habe. Du erkennst, wieso mein Herz höher schlägt, sobald der KAL ausgerufen wird. Bis zu diesem Zeitpunkt war ich noch eine absolut blutige Anfängerin, die sich an kaum ein Projekt ran gewagt hat. Meine Komfortzone ist und war mir immer heilig, durfte maximal mit dem großen Zeh verlassen werden, aber bloß nicht mehr! Das Maeva Tuch warf mich ins eiskalte Wasser und stellte mich vor SO vielen Herausforderungen, dass es am Ende der beste Lehrmeister war, den ich mir hätte wünschen können. Ich brauchte ewig, bis ich im Ziel war, aber hier war tatsächlich der Weg das eigentliche Ziel. Den passenden Blogbeitrag findest du HIER und er ist sogar einer der ersten auf meinem Blog.

Maeva von Feinmotorik Ecopuno KAL

Das Mauru´uru Tuch

Nachdem ich den ersten KAL erfolgreich bewältigt hatte, hätte ich gerne bei den vier darauf folgenden Projekten mitgestrickt. Allerdings waren die Türen zur großen Strickwelt mit einem festen Tritt aufgestoßen worden und seitdem bin ich dauerhaft an 4-5 Projekten gleichzeitig dran. Leider verschlafe ich regelmäßig dabei, mir Freiräume für den Tahiti-KAL freizuräumen und lasse es dann ganz sein. Nichts desto trotz wollte ich im Jahr 2022 endlich wieder teilnehmen und entdeckte schnell meine Hassliebe zum Tahiti-Garn. Während mein erstes Tuch aus einer Mischung Sockengarn/Ecopuno gestrickt wurde, wollte ich nun das Original verwenden.

Die Haptik ist absolut umwerfend! Nach nur wenigen Reihen hätte ich mir nur zu gerne eine komplette Decke aus dem Garn gestrickt und mich auf ewig darin eingewickelt. Allerdings kringelte sich mein Garn beim Abstricken und nervte mich dadurch bis aufs Blut. Das Projekt landete schmollend im Schrank, ich schmollte bei jedem Türöffnen zurück und eigentlich hätte es so nicht enden dürfen.

Am vergangenen Wochenende war es wieder so weit, ich sah die ersten Anstrickbilder des KALS, scrollte durch meinen Feed und ein leiser Seufzer entfloh meiner Kehle. Ich habe wirklich absolut keine Zeit daran teilzunehmen, das Garn hat mich beim ersten/letzten Versuch geärgert und ich habe 4 UFOs auf den Nadeln. An mehreren Ecken leide ich aktuell an großen Termindruck, Fristen, Bauarbeiten, ich brauche kein neues Baby. Wirklich nicht. Wohlwissend nicht daran teilnehmen zu können scrollte ich weiter durch meinen Feed, erfreute mich an den Farbkombinationen und Anstrickbildern der Anderen. Ich dachte, ich sei immun und… verlor den Kampf.

Kennst du das kleine Schütteln, was einem durch den Körper fährt? Man weiß nicht wieso, aber es kommt aus dem tiefsten Innern und rüttelt einen auf. Weder kann man es bremsen, noch verhindern. Sonntags war es so weit und es rappelte durch mich hindurch. Ich riss hektisch das Garn sowie das begonnene Strickstück aus dem Schrank und wickelte beides. Es keimte die Hoffnung in mir auf, dass ich dadurch das Eindrehen verhindern könnte. Wieso ich nicht schon vorher auf die Idee kam? Tja. Manche Bretter sind eben dicker als andere und meins ist ein Mammutbaum.

So schnell wie das Garn gewickelt wurde, so flott wurde die Anleitung ausgedruckt. Ich hatte richtig richtig Bock auf das Projekt und war Feuer und Flamme. Als letzte Zutat fehlte nur noch die 3,25er Rundstricknadel mit einem 80cm Seil (Werbung, da Affiliate-Link). Schnell eilte ich zu meinen drölftausend Stricknadeln und … fand die Stricknadel nicht. Ich suchte eine Stunde, probierte mit meinem Nadelmaß alle Nadeln durch (auch die an den UFOs) und musste ernüchtert feststellen: Meine Nadel ist weg. *wein*

Ich erinnerte mich, dass mir das nicht zum ersten Mal mit einer 3,xx Rundstricknadel passiert ist und es scheint so, als würde sie ständig vor mir davonlaufen. Während ich die Nadelstärken 4 und 2,25 immer sofort griffbereit und mind. in 3facher Ausfertigung habe, sind meine 3,xxer immer irgendwo unterwegs. Sollte also jemals ein Stricknadel-Hersteller eine Kooperationsanfrage für den Blog schicken bin ich bereit, käuflich und offenbar extrem bedürftig (ZWINKI ZWONKI, liebe Hersteller! :D). Allerdings habe ich mittlerweile sogar darüber nachgedacht, dass ich vielleicht niemals im Besitz einer 3,25er Rundstricknadel war und mir den Kauf nur eingebildet habe. Es muss ja einen Grund geben, warum ich nie damit stricke und sie auch nie finden kann.

Schlussendlich knallte mein Motivations-Gerappel mit 180 gegen eine Betonwand. Hart ausgebremst musste ich das Garn zur Seite legen und warten, bis ich am folgenden Dienstag (morgen…) in Köln eine entsprechende Nadel kaufen kann. Ob es dabei nur bei der Stricknadel bleibt? Wer weiß, ich habe jedenfalls Bedenken. Aktuell habe ich viel mehr Lust auf eine Mischung aus meinen bereits vorhandenen blauen Knäueln und einem einfarbigen weiß/beige oder ähnliches. Richtig schlimm könnte es werden, wenn die oben genannte Farbkombination im Laden ausgestellt ist und ich daran vorbeischleichen muss. Ich werde auf alle Fälle berichten.

Und ja, obwohl ich eigentlich weiß, dass ich mir aktuell nichts Neues ans Bein binden sollte, möchte ich es zumindest probieren. Es stehen ein paar freie Tage an und ich bin so zerstreut, ohne Fokus und Konzentration, dass es vielleicht dabei helfen kann etwas abzuschalten. Letztendlich kann auch dieses Tuch erst Monate nach Beginn fertiggestellt werden und bewusst ein „Urlaubsprojekt“ bleiben. Ich bin jeden Falls gespannt, wie ich mithalten kann, welche Muster folgen und wie die fertigen Tücher aussehen werden 🙂

Teil 1

Was für ein Ritt! Dienstag in Köln angekommen, konnte ich kaum die Mittagspause abwarten. Nach der Veröffentlichung des Beitrages war ich fest entschlossen, die Nadel zu besorgen und „nur mal nach Garn zu gucken„. Die Ernüchterung kam im ersten Kaufhof, der nur noch Tahiti-Reste und nahezu keine Stricknadeln hatte. Mürrisch stapfte ich in den Laden, der genau vor meiner Arbeitsstelle liegt und kaufte dort die 3,25er. Im Büro angekommen überlegte ich, ob ich nach Feierabend meine Jagd nach Düsseldorf verlege oder ob ich es noch mal in Köln versuchen sollte. Kurz: Ich entschied mich für Köln und der riesige Kaufhof (in der Nähe des Doms) hatte GAR keine Tahiti, weswegen ich –noch mürrischer– nach Hause fuhr. Dort angekommen freundete ich mich im Verlauf der restlichen Woche mit dem Gedanken an, mein vorhandenes Garn zu verwenden. Den Stash freut es, die Geldbörse auch.

Heute morgen war es endlich so weit, ich habe das Tahiti-Tuch angeschlagen und… war direkt verwirrt! Respekt dafür, liebes Hirn, sonst schaffe ich es zumindest in die erste Runde. Vom „Garter tab cast on“ Maschenanschlag hatte ich bis Dato noch nie gehört und war erneut dankbar, Youtube an meiner Seite zu wissen. Auch in diesem Fall bin ich über die Pfiffigkeit der Handarbeitswelt verblüfft und wie viele Möglichkeiten es gibt!

Nachdem die erste Hürde genommen war, fuchste ich mich in die ersten 18 Reihen ein. Wie bei jedem Mustertuch, sind mir die ersten Reihen unglaublich schwer gefallen. Ich brauche immer ein wenig länger, um in den Rhythmus des Musters zu gelangen, aber irgendwann fluppt es dann. Ein solches „Konzentrationsprojekt“ ist aktuell genau das, was ich gebrauchen kann. Sich nur auf das Projekt zu fokussieren, ohne über andere Dinge nachdenken zu können, unterstützt hoffentlich meine Urlaubserholung, befreit den Kopf von Gedankenkarussellen und Überlegungen aller Art. Ich werde mir auf jeden Fall Zeit lassen, da Ribbeln hierbei tödlich ist und ich zu arrogant/dumm bin, um ständig eine Rettungslinie zu ziehen 😀

Nachtrag 09.04.2024: Mein Tuch ist am Wochenende ein gutes Stück gewachsen! Heute müsste ich den ersten Teil beenden und in den kommenden Tagen mit Teil 2 starten können. Wenn ich in die FB-Gruppen schaue bin ich mir selbst sehr dankbar, dass ich nicht in Stress verfalle und mein eigenes Tempo einfach durchziehe 🙂 Leider setzen sich Viele selbst zu sehr unter Druck, wenn andere schneller als sie selbst sind. Zum Garn: Mir gefällt der zarte Farbverlauf richtig gut, obwohl ich mir ja ursprünglich anderes Garn „anschauen“ wollte. Allerdings hat mich die Tahiti anfänglich etwas geärgert und meinen Versuch ausgelacht, sie durch Aufwickeln bändigen zu können. Mein Knäuel hat wohl zu viel Drall bei der Herstellung abbekommen und fasert dadurch ständig aus. Schlimm ist es allerdings nicht, da man es im fertigen Projekt nicht sieht und ich den Faden automatisch glatt durch die Finger ziehe.

Zwischenstands-Bild 🙂
Ich bin mittlerweile kurz vor Ende Teil 2. Allerdings habe ich mein Tempo deutlich reduziert, da ich nicht auf die vorgegebene Maschenanzahl nach den verschränkten Reihen komme. Statt 289, sind es bei mir 272 und ich finde den Fehler nicht (das Bild ist zu einem früheren Zeitpunkt aufgenommen worden). Ich warte aktuell auf die Bilder der anderen und werde dann 1,5 Wiederholungen dranhängen, um dann ein wenig zu mogeln. Sofern das Muster es zulässt, kommen innerer Monk und ich damit super klar 😀

Die Anleitung

Die Anleitung findest du HIER (Achtung, Ravelry-Link) Falls du außerdem noch ein wenig mehr über den Tahiti-KAL lesen möchtest, kannst du das natürlich im Blogbeitrag von Julia tun. Den Link findest du HIER.


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